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Orioxy / album: Tales

image © Thomas Perrodin
 
Tales
album 2010

la traduction française n'est malheureusement pas disponible

ORIOXY führt als Projekt der Israelin Yaël Miller auf Umwegen in die Schweiz, und entsprechend kosmopolitisch klingt "Tales" auch. 

In "Lost Feet" erweist sich Miller nach betulicher Einfindungsphase als Kratzbürste, die beinahe einer Diamanda Gálas würdig erscheint - vor allem, wenn sie in animalischen Lautgesang verfällt. Dahinter verblasst das superbe Rhythmusspiel von Hagmann und Schaer geradezu, wenngleich der akustische, am Jazz geschulte Teppich über jeden Zweifel erhaben ist. Julie Campiche bearbeitet ihre Harfe entsprechend exzentrisch, als wolle sie das Klischee vom Engelsinstrument zwanghaft widerlegen. "Saba Bobi" klingt im Anschluss wie ein versöhnlicher Schulterschluss zwischen französischem Chanson und Orient, während man die Vokalstudie "Silent Memory" (mit Spieluhr) auch von Björk erwarten könnte. 

"The Child" im Anschluss stellt das Quartett als solches in den Vordergrund. Jedes Mitglied ist gleichberechtigt, und derweil die Frontfrau ihre Geschichte erzählt, weben die übrigen drei einen dynamischen, aber dennoch intimen Teppich, der tatsächlich ein wenig so klingt, wie man sich den von der Gruppe selbstauferlegten Stil "Blue Jazz" vorstellen mag. "Zaina" dagegen besteht nur aus gehauchtem "Hu" vor sporadischem Instrumentalhintergrund. Im Abschluss "Tell Me Lies" gesellt sich ein gestrichenes Cello hinzu, wobei ORIOXY einstweilen der Dissonanz verfallen. Man wünscht sich von Anfang an so konkrete Strukturen wie in der zweiten Hälfte des Stückes, was sich im Übrigen auf das gesamte Album übertragen lässt. "Tales" ist mitnichten Kaffee-Jazz oder seichte Weltmusik, sondern ein großes Stück weit auch Experiment. 

FAZIT: Die ungewöhnliche Besetzung nebst ebensolcher Stimme führt zu einem ebensolchen Resultat, zumal sich ORIOXY nicht aufs Komponieren eingängiger Musik verstehen. Wer auf Kammerjazz und schrullige Frauenstimmen kann, darf ein Ohr riskieren.


Andreas Schiffmann
www.musikreviews.de / 18 nov. 2011

www.manusound.net